Dienstag, 6. Oktober 2015

CLAUDE DEBUSSY - FEUILLES MORTES

In den Jahren 1910-1912 komponierte Claude Debussy seine zwei Bände der "Préludes".

Das zweite Stück aus dem zweiten Band hat Debussy "Feuilles Mortes" (totes Laub) betitelt. Viele Musikkenner assoziieren mit dem Titel natürlich sogleich den Jazzklassiker "Autumn Leaves", der zunächst als Chanson in Frankreich berühmt wurde, bevor er sich in zahllosen Versionen bis heute zu einem wesentlichen Standardstück im Repertoire der Jazzmusik entwickelte. Davon ist aber hier nicht die Rede!

Debussys Stück ist zwar sicherlich auch vom Jazz beeinflusst (wie andere seiner Stücke auch, zB. "Golliwogg's Cakewalk", das ich auf diesem Blog schon vor einiger Zeit vorgestellt habe), aber Debussy lernte diese afroamerikanische Musik zu einem frühen Zeitpunkt kennen, als der Begriff "Jazz" noch gar nicht existierte.

Debussy verwendet in diesem Stück "offene" Akkorde, soll heißen, dass sie nicht sofort als originär Dur- oder Moll-Akkorde erkennbar sind. Dies gibt ihnen einen schwebenden Charakter, so dass der Zuhörer nicht so recht weiß, wie es wohl weitergeht.

Auch die rhythmischen Wechsel zwischen 3/4- und 2/4-Takt lassen den Charakter des Stücks irritierend offen. Ist dieses Stück eher traurig oder fröhlich? Ich vermag es nicht eindeutig zu sagen.

Dieses "Schweben" zwischen (scheinbar) disparaten Akkorden erzeugt zumindest teilweise bei mir den Eindruck der Verlassenheit und Trostlosigkeit, was ja zum Thema des "toten Laubs" passt. Der Wechsel zwischen verminderten und übermäßigen Intervallen verstärkt diesen Eindruck.

Sicherlich könnte man analytisch noch wesentlich weiter in die Tiefe gehen; da ich aber nicht das Hörerlebnis der Zuhörer allzu restriktiv beeinflussen möchte, belasse ich es bei diesen kurzen Anmerkungen.

Hier ist meine MIDI-Fassung von "Feuilles Mortes"!






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