Montag, 17. August 2015

UMBENENNUNG VON STRASSEN

Die Bürger der Stadt Ahlen haben gestern darüber abgestimmt, ob die Straßennamen Agnes-Miegel-Straße, Friedrich-Castelle-Weg, Karl-Wagenfeld-Platz und Pfitznerweg umbenannt werden sollen, weil diese Personen mit dem Dritten Reich kollaboriert hätten. Die Mehrheit der Bevölkerung hat sich dagegen ausgesprochen.

Da ich selber in einer Straße wohne, die nach einer der oben genannten Personen benannt ist, habe ich eine Meinung dazu:

Das Umbenennen von Straßen im Zuge der Vergangenheitsbewältigung ist pseudo-politisch-korrekter Unfug! Eine solche Vorgehensweise ist kein geeignetes Mittel, die Geschichte des Nationalsozialismus aufzuarbeiten. Die Umbenennung gleicht vielmehr dem Versuch, der Auseinandersetzung mit dieser Zeit aus dem Weg zu gehen. Zudem ist die Verstrickung der oben genannte Personen in die Machenschaften des nationalsozialistischen Unrechtsstaates höchst unterschiedlich ausgeprägt und zu bewerten.

Etwas anderes wäre es natürlich, wenn es sich um Straßen handelte, die nach den Protagonisten des NS-Verbrecherregimes benannt wurden (Adolf-Hitler-Allee, Herman-Göring-Sraße...u.ä.) Hier ist die Umbenennung humane und demokratische Pflicht. Dies ist aber in Deutschland flächendeckend geschehen.

Wenn man immer nur Teile einer Biographie zur Beurteilung heranzöge, müsste man nach dieser Logik konsequenterweise auch alle Stauffenberg-Straßen unverzüglich umbenennen, weil der sich in den ersten Jahren seines Kriegsdienstes noch eindeutig mit dem Naziregime identifiziert hat. Es gibt überlieferte Äußerungen Stauffenbergs, in denen er auf das Übelste gegen das vermeintliche "Untermenschentum" der polnischen Juden polemisiert:

Zitat aus einem Brief an seine Frau während des Polenfeldzuges: „Die Bevölkerung ist ein unglaublicher Pöbel, sehr viele Juden und sehr viel Mischvolk. Ein Volk, welches sich nur unter der Knute wohlfühlt. Die Tausenden von Gefangenen werden unserer Landwirtschaft recht gut tun. In Deutschland sind sie sicher gut zu gebrauchen, arbeitsam, willig und genügsam.“

Und diesem Mann widmen wir bis heute einen Gedenktag (20. Juli)!

Sinnvoller wäre es, stattdessen konsequenteren Gegner des Hitlerregimes aus dem Volk zu gedenken, zB. den mutigen Studenten der "Weißen Rose", oder aber dem einfachen Arbeiter Georg Elser, dessen Bombe im Münchner Bürgerbräukeller am 9. November 1923 nur deswegen Hitler nicht tötete, weil dieser die Veranstaltung, anders als in den Jahren zuvor, früher verließ. Sonst hätte Georg Elser den Lauf der Welt maßgeblicher verändert, als es Stauffenberg getan hat!

Noch wichtiger ist aber für uns heute die Beschäftigung mit dieser Zeit und den vollständigen Biographien der entsprechenden Personen, um daraus für uns selber die richtigen Konsequenzen zu ziehen!

Dies erreicht man jedoch gewiss nicht mit der bequemen Entsorgung von Straßennamen!

vergl. hierzu folgenden Artikel: http://bit.ly/1fjOJGf

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