Donnerstag, 19. März 2015

DARIUS MILHAUD - SCARAMOUCHE

Zu den produktivsten und kreativsten Komponisten des 20. Jahrhunderts gehört zweifellos der Franzose Darius Milhaud.

Milhaud hat sich seinerzeit mit anderen französischen Komponisten in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts zur Künstlergemeinschaft der "Groupe de Six" zusammengeschlossen. Weggefährten waren damals Arthur Honegger, Francis Poulenc, Georges Auric, Louis Durey und auch eine Dame namens Germaine Tailleferre.

Sinn und Zweck dieser Künstlervereinigungen war meistens, sich lediglich im gegenseitigen Schaffen zu bestärken. Dasselbe Phänomen kann man ja auch in der bildenden Kunst beobachten, mit Künstlervereinigungen, wie zum Beispiel in Deutschland "die Sezession" oder "die Brücke" zu ungefähr derselben Zeit.

Milhauds Musik war damals zweifellos modern (und ist es heute noch), sind doch seine Kompositionen gespickt mit Bi- und sogar Polytonalität. Dennoch sind seine Kompositionen gut anzuhören, weil sie immer auch eine gehörige Portion Humor enthalten. Dies gilt übrigens für alle französischen Komponisten und Komponistinnen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, anders als ihre deutschen Kollegen, die doch immer ein bißchen zu ernsthaft und selbstverliebt waren. Insofern können wir Deutschen durchaus noch etwas von unseren Nachbarn lernen!

Von 1916 bis 1918 begleitete Milhaud den Dichter Paul Claudel, der als französischer Botschafter in die brasilianische Hauptstadt Rio de Janeiro entsandt wurde und wurde dessen Attaché. Dort kam er mit der brasilianische Folklore und Popularmusik in Kontakt, die seine Musik in den folgenden Jahren stark beeinflussen sollte.

Milhaud hat seine dreisätzige Suite "Scaramouche" für zwei Klaviere im Jahre 1937 als Auftragsarbeit für die beiden Pianistinnen Ida Jankelevich und Marcelle Meyer komponiert.

"Scaramouche" ist eine Figur aus der 'Comedia dell'arte'. Er verkörpert den Typus des Angebers und Abenteurers.  Milhaud beschreibt ihn in einem Brief wie folgt:

"...Scaramouche ist der König der Aufschneider, ein Ränkeschmied, der seinen Mitmenschen das Fell über die Ohren zieht. Er rühmt sich fürstlicher Abstammung und faselt von großen Reichtümern; er gebärdet sich als unwiderstehlicher Liebhaber und bucht jede Niederlage als Sieg. Derart tritt uns Scaramouche in der venezianischen "Commedia dell'arte" entgegen. Nach der spanischen Mode des 17. Jahrhunderts ist er ganz in Schwarz gekleidet, und sein Gesicht ziert ein riesiger Schnauzbart...."

Der erste Satz, "Vif", auf deutsch "Lebhaft" betitelt, ist eine feurige Beschreibung dieses Typus des Aufschneiders, während der zweite Satz "Modéré" einen ruhigen Kontrapunkt dazu bildet, der anfänglich stark an Franz Schubert erinnert, im weiteren Verlauf aber durch impressionistische Akkorde konterkariert wird. Den dritten Satz hat Milhaud dann wiederum als flotte Samba komponiert; "Brasiliera" ist eine Reminiszenz an das Land, das er wohl sehr liebgewonnen hatte.

Ich hoffe, dass ich mit meiner MIDI-Version etwas von dem Schwung und der Lebenslust dieser Komposition vermitteln kann.

Viel Spaß!


ERSTER SATZ: "VIF"


ZWEITER SATZ: "MODÉRÉ"


DRITTER SATZ: "BRASILIERA"

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